Synchronitis – eine unheilbare Krankheit?

Ein Problem, das uns immer wieder begegnet, ist die Tendenz, mehrere Dinge zugleich zu machen. Man beginnt mit einer Sache und während man diese zu beenden versucht, wird einem der hohe Zeitdruck bewusst. Also beginnt man gleich mit der zweiten Sache.
Die dahinterstehende Logik ist eher nicht vorhanden, es scheint vielmehr eine natürliche Stressreaktion zu sein. Und seien wir mal ehrlich: Wer kennt sie nicht, die ellenlangen To-Do-Listen, und plötzlich schweift man vom aktuellen Thema ab, um mit dem nächsten zu beginnen. Dabei scheint man das erste Thema völlig zu vergessen und wenn es einem dann leider doch wieder einfällt, muss man plötzlich zwei Dinge parallel fertigstellen. Ist ja an sich kein Problem. In den letzten Jahren wurde uns viel über Multitasking erzählt und dass viele Menschen dazu fähig seien. Prinzipiell stimme ich dem zu. Multitasking ist möglich, man kann sich um zwei Dinge gleichzeitig kümmern. Man kann sich nur nicht so gut und gleich schnell um zwei Dinge kümmern wie um eines.
Wenn Sie glauben, zu den absoluten Ausnahmen zu gehören, dann empfehle ich den folgenden Test. Dafür brauchen Sie eine Stoppuhr, ein Blatt Papier, einen Stift und ca. 2- 3 Minuten Zeit.

  • Single-Task-Variante: Starten Sie die Stoppuhr und schreiben Sie die Zahlen von 1 – 26 durchgehend in eine Zeile, direkt anschließend das Alphabet von A-Z. Stoppen Sie die Uhr (und wenn Sie noch mehr über die Auswirkungen von Single-Tasking versus Multitasking lernen wollen, halten Sie auch kurz fest, wie sehr es Sie subjektiv angestrengt hat).
  • Multitasking-Variante: Starten Sie wieder die Stoppuhr, aber dieses Mal schreiben Sie abwechselnd eine Zahl und einen Buchstaben, also: 1 A B 2 C 3 usw. Stoppen Sie wieder Ihre Zeit (und notieren Sie, wie angestrengt Sie sich gefühlt haben).

Mein Ergebnis bei diesem Test war recht eindrucksvoll: Beim Multitasking war meine Leistung um ca. 25% schlechter. Außerdem fand ich die Multitasking-Variante wesentlich anstrengender als das Single-Tasking.
Ich empfehle, es wirklich auszuprobieren. Es kostet nicht viel Zeit und wird Sie hoffentlich von Synchronitis befreien. Es funktioniert einfach nicht, mehrere Aufgaben gleichzeitig gleich gut abzuschließen. Aber es funktioniert wunderbar, eine Aufgabe nach der anderen zu bewältigen – und es geht sogar schneller. Bei der Übung handelt es sich noch dazu um gut trainierte Aufgaben, die jeder von uns schon tausende Male ausgeführt hat. Je komplexer die Aufgaben sind, desto größer wird aber der Zeit- und Qualitätsverlust durch Multitasking, da wir uns in jede Aufgabe wieder neu eindenken müssen.
In diesem Sinne: Achten Sie auch bei Ihren Scrum-Teams darauf, dass Stories nach Möglichkeit einzeln abgearbeitet werden, statt parallel. Das Ergebnis wird dem Single-Tasking qualitativ und quantitativ recht geben.
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bgloger-redakteur bgloger-redakteur

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Eine Antwort zu “Synchronitis – eine unheilbare Krankheit?”

  1. Danke für den Test – Ich habe noch eine zweite Erkenntnis aus dem eben gemachten Test: Ich war ca. 40% langsamer bei der Parallelverarbeitung im zweiten Versuch und es haben sich auch noch 2 Fehler eingeschlichen (2 Buchstaben habe ich zwischendurch ausgelassen), so bin ich bei 24 und Z gelandet. Das heißt parallel gehts langsamer UND fehleranfälliger.

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