Automobil und agil gehören zusammen

Stellenstreichung, Demonstrationen, sinkende Wachstumsvorhersagen – im letzten Jahr ist die deutsche Automobilbranche immer wieder durch negative Schlagzeilen aufgefallen. Eine der wichtigsten deutschen Industrien ist mitten in der Transformation, auch wenn das noch nicht überall so wahrgenommen wird. Wer aufmerksam den Markt beobachtet, stellt fest, dass die Beziehung zwischen Politik und Automobil mehr einen „Frenemy“-Charakter angenommen hat: Aufgrund der wirtschaftlichen Bedeutung wird die Branche zwar regelmäßig „in Schutz genommen“ (siehe z.B. Merkels Rede zur Eröffnung der IAA 2019), doch Ereignisse wie der Dieselskandal haben ihre Spuren hinterlassen – sowohl in der Politik als auch bei den Kunden. Demgegenüber stehen jede Menge Innovationen wie Elektro- oder Wasserstoffantrieb, selbstständiges Parken, intelligente Assistenzsysteme und noch vieles mehr.

Für langfristigen Erfolg braucht es nicht nur auf Produktebene Innovationen

Noch sind die deutschen Autokonzerne in der Gruppe der Vorreiter für Innovation. Wie lange sie mit China oder den USA mithalten können, bleibt abzuwarten. Zusätzlich etablieren sich immer mehr Start-ups, die mit ihren smarten Mobilitätslösungen näher an den Kundenwünschen sind als viele traditionelle Hersteller. Viele Konzerne behelfen sich hier mit Innovation Labs. Doch es braucht mehr als nur eine Innovationsinsel. Um dem Branchenwandel gewachsen zu sein, müssen auch interne Bereiche (z.B. IT, Verwaltung, Personal) transformiert werden.

Agile Prozessinnovation mit Scrum und Kanban

Und hier kommt Agilität mit ins Spiel. Scrum und andere agile Methoden helfen, Produkte schneller und richtig zu bauen, insbesondere durch die Nutzung des PDCA-Zyklus (Plan-Do-Check-Act). Wer iterativ und inkrementell arbeitet und Feedbackschleifen (z.B. mit Reviews und Retrospektiven) aufbaut, wird am Ende mit zufriedenen Mitarbeitern, die für ihr Produkt brennen, und begeisterten Kunden belohnt.

Scrum kann z.B. für die Entwicklung neuer Software genutzt werden, zum Beispiel im Einkaufsbereich. Mit Kanban-Bords lassen sich Prozessengpässe auch abseits der Produktion in der Wissensarbeit erkennen und verbessern. Für einzelne Abteilungen bedeutet das konkret: bestehende Prozesse visualisieren, Engpässe identifizieren und das System an ihnen ausrichten, und diesen dann, soweit es geht, beheben.

Wenn darüber hinaus agile Werte eingeführt und gelebt werden, können alte Hierarchien ab- und Mitarbeiterverantwortung aufgebaut werden: Klare Rollen und Verantwortlichkeiten (z.B. ScrumMaster, Product Owner und Development-Team) helfen, den eigenen Fokus zu schärfen. Die „Königsdiszplin“ ist das Arbeiten mit Objectives & Key Results (OKRs): Scrum auf Unternehmensebene – dieses Framework schlägt die Brücke zwischen Unternehmenszielen und denen der einzelnen Teams.

Zulieferer profitieren vom agilen Managementprozess

Schon im agilen Manifest steht, dass die partnerschaftliche Zusammenarbeit (mit dem Kunden) wichtiger ist als die miteinander geschlossenen Verträge. Wenn sich die Zulieferer und die Abnehmer in der Autoindustrie als Partner auf Augenhöhe begegnen (anstatt den einen als verlängerte Werkbank des anderen zu sehen) und Feedbackschleifen aufbauen, profitieren beide am Ende nicht nur von einer angenehmen, sondern vor allem von einer erfolgreichen Zusammenarbeit. Eine weitere Möglichkeit ist, Vergabeverfahren mit Hilfe von Lean Agile Procurement zu vereinfachen und zu beschleunigen.  

Den Wandel nicht nur überleben, sondern nutzen

Eine agile Transformation ist alles andere als einfach – angefangen bei der Tatsache, dass uns Veränderungen grundsätzlich schwerfallen, ein langer Atem gefragt ist und wir an so vielen Stellen ansetzen müssen: Infrastruktur, Managementframeworks und Kundenorientierung, um nur drei der großen Bausteine zu nennen.

Doch die Transformation lohnt sich: Agile Unternehmen sind wirtschaftlich erfolgreicher, denn sie erkennen Veränderungen als Chance und reagieren flexibel. Womit wir wieder am Anfang sind: Wer den Wandel der Automobilindustrie nicht nur überleben, sondern nutzen oder sogar aktiv mitgestalten möchte, der kann auf Agilität nicht verzichten.

Sie wollen die oben angesprochene „Königsdisziplin“, das Arbeiten mit OKRs, näher kennenlernen und OKRs für Ihr Unternehmen nutzen? Dann empfehle ich Ihnen das Training OKR Champion, das remote von 3. bis 5. Juni stattfindet. Als Kostprobe für das Training bietet mein Kollege einen kostenlosen OKR Intro Workshop an.

Zum Thema Vergabeverfahren gibt es das Training Lean Agile Procurement mit Mirko Kleiner, das ebenfalls remote stattfindet, am 15. & 16. Juni. Am 27. Mai findet übrigens ein Online-Meetup zu Lean Agile Procurement mit Mirko Kleiner und Boris Gloger statt.

Foto: Pexels License, ThisIsEngineering

Geschrieben von

Paulina Heins Paulina Heins

Kommunikation – verbal und nonverbal - ist einer der wichtigsten Dreh- und Angelpunkte in Paulinas Arbeit. Mit ihrem natürlichen Gespür für Systeme und Stimmungen im Raum schafft sie es, jederzeit verblüffend schnell zu reagieren und aus ihrem prall gefüllten agilen Handwerkskoffer das richtige Werkzeug herauszuholen, um Teams auf das nächste Level zu heben.

Wenn es nötig ist, legt Paulina den Finger in die Wunde. Elefanten im Raum macht sie es dabei mit ihrer authentischen und offenen Art gern schwer. Adressatengerecht kommunizieren und mit Haltung führen – diese zwei Erfolgsfaktoren bringt sie auch Führungskräften näher.

In ihrer Freizeit bildet Paulina sich außerdem in körperorientierter Trauma-Arbeit weiter. Ihr Wissen über unser zentrales Nervensystem kommt ihr dabei auch im Job immer wieder zugute.

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