Design Thinking für Product Owner – Teil 2: Das Design-Thinking-Team

In “Design Thinking für Product Owner – Teil 1” habe ich die Frage untersucht warum Design Thinking für den Product Owner wichtig ist. Heute will ich einen besonders wichtigen Punkt ansprechen: Bei der Gestaltung eines Produkts geht es immer um Menschen. Daher lautet die Frage: Wie sollte ein Design-Thinking-Team zusammengesetzt sein?

Allein ist der Product Owner

Der Product Owner soll die Produktvision schmieden und für das Entwicklungs-Team greifbar machen. Zuweilen steht er allein da, mit der Verantwortung für die Priorisierung des Backlogs und mit der Verantwortung für die Profitabilität des Projekts. Denn woher weiß er genau, was der Nutzer jetzt oder bald wirklich benötigt?
Ist es der Kunde, der den Nutzer kennt und dieses Wissen ohne Reibungsverluste an den PO weitergeben kann? Oder ist der PO einfach ein genialer Erfinder mit dem richtigen Gespür für den Markt?
Besser ist es, wenn der PO selbst den Nutzer und dessen Bedürfnisse kennt und davon die passende und machbare Lösungen ableiten kann. Dafür bietet sich Design Thinking an: Produktideen werden direkt am Nutzerbedürfnis entlang entwickelt und getestet, der PO erarbeitet dies gemeinsam mit einem starken Team und kann danach mit voller Überzeugung die Produktvision vertreten. Der Product Owner ist hierbei oft die einzige konstante Person und daher extrem wertvoll, wenn es darum geht das gewonnene Wissen aus dem Design-Thinking in den Scrum Flow zu übertragen.

Welche Menschen braucht Design-Thinking?

Design-Thinking ist eine strukturierte aber bunte Mixtur aus Methoden unterschiedlicher Disziplinen, um innovative Lösungen für komplexe Probleme zu erarbeiten. Genauso unterschiedlich (interdisziplinär) sollte auch die Zusammenstellung der Menschen im Design-Thinking Team sein. Der Nutzen der Interdisziplinarität ist die Perspektivenvielfalt. Diese sollte als Schatz begriffen werden, denn bei guter Moderation hilft das, schneller den “richtigen” Blick zu finden und schneller passende Ergebnisse zu liefern.
Dabei braucht es weniger den Experten oder Erfinder im Team, denn der Design-Thinking-Prozess ist so angelegt, dass die Teammitglieder in kürzester Zeit selbst zu Experten werden. Vielmehr sind Menschen nötig, die intelligent und neugierig sind und Lust haben, sich gegenseitig zu inspirieren und gemeinsam zu lernen. Die erfinderische Kraft entspringt dabei der gesamten Gruppe und ist keine Einzelleistung.

Design-Thinking-Team vs. Scrum-Team

Eine grundlegender Unterschied ist in der Zusammensetzung der Teams zu finden. Design-Thinking-Teams sollen interdisziplinär und Scrum-Teams cross-funktional zusammen gesetzt werden. Cross-funktional bedeutet in Scrum-Teams: Alle Expertisen, die zur Erstellung der versprochenen Funktionalität gebraucht werden, sollen innerhalb des Teams vorhanden sein, z.B. Programmierung, Datenbanken & Testing.
Interdisziplinär bedeutet in Design-Thinking-Teams, dass der Programmierer mit einer Juristin und einer Ärztin, einem Philosophen und einem Fotografen und vielleicht noch mit einem Extreme-User arbeitet. Diese Vielfalt hilft, komplexe Probleme von allen Seiten zu beleuchten.

Team Building für Design-Thinking

Man kann nun argumentieren, dass in einer weiten Betrachtung “cross-funktional” für Design-Thinking-Phasen eben auch “interdisziplinär” bedeutet. In der praktischen Anwendung ist lediglich wichtig:
Das Design-Thinking-Team besteht aus dem PO und gelegentlich ein bis zwei weiteren Mitgliedern des Scrum-Teams und braucht darüber hinaus noch 3-5 Teilnehmer aus ganz anderen Arbeitsfeldern. Das Team sollte insgesamt 5-7 Personen umfassen und benötigt zusätzlich einen professionellen Design-Thinking-Coach.
Im Konzernumfeld ist es oft sehr schwer, “echte” Nutzer, Kunden und andere externe Personen in das Team zu integrieren. In diesem Fall sollten zumindest Teilnehmer aus anderen Linien wie Personal, Einkauf, Sales, Logistik etc. in das Design-Thinking-Team aufgenommen werden. Es ist erstaunlich, wie sich der Horizont erweitert, wenn eine intelligente Person zur anderen intelligenten Person sagt: “Das verstehe ich nicht, erklär mir noch ein mal warum?” Und damit alteingesessene Denkmuster hinterfragt.
Thema der kommenden Beiträge zu “Design Thinking für Product Owner” wird die Kombination von Design Thinking mit Scrum sein.
Bei Fragen oder Anregungen zu diesem Thema freue ich mich über Ihre Nachricht.

Geschrieben von

bgloger-redakteur bgloger-redakteur

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