Manager, entscheidet euch oder entscheidet euch!

Das häufigste Impediment, das uns in Großunternehmen am Weiterkommen hindert, ist die nicht getroffene Entscheidung. Teams stoßen regelmäßig an den Rand ihrer Entscheidungsfähigkeit, da es geschriebene und ungeschriebene Regeln im Unternehmen gibt: Bestimmte Entscheidungen sind vom Vorstand oder zumindest einer bestimmten Hierarchieebene zu treffen.
Eine nicht getroffene Entscheidung hat zwei Effekte:

  • Es ist ein Signal an das Team, dass seine Arbeit derzeit nicht so wichtig ist, als dass sich der Vorstand damit beschäftigen müsste. Teams beginnen die Sinnfrage zu stellen. Das deutlichste Signal für einen solchen Zustand ist ein ausgeprägter Zynismus in den Teams.
  • Nach der anfänglichen Resignation beginnt das Team, sich alldieweil mit anderen Arbeiten zu beschäftigen. Bis es dann wieder an einen Punkt kommt, an dem eine Entscheidung getroffen werden muss. So verlieren die Teams nicht nur den unbedingten Fokus auf ihr eigentliches Projekt, sondern bauen eine Kette von Abhängigkeiten auf. Irgendwann beginnen Teams, mit Hypothesen zu arbeiten, um irgendwie weiterzukommen.

Nichtentscheiden kostet Geld

Das Arbeiten mit Hypothesen führt zu einem hohen Grad an Unsicherheit und demotiviert die Mitarbeiter: Sie müssen nämlich befürchten, dass ihre Arbeit bei einer gegensätzlichen Entscheidung überflüssig wird. Hierbei ist noch nicht der finanzielle Schaden bedacht, der einem Unternehmen durch verzögerte Entscheidungen und dem daraus resultierenden Hantieren mit Hypothesen entstehen kann.
Ein Beispiel: Ein Team besteht aus neun Mitgliedern, jedes davon verdient im Schnitt 80.000 €/Jahr. Das Team wartet auf eine Entscheidung und beginnt, vorläufig mit einer Hypothese zu arbeiten. Nach sechs Wochen fällt der Vorstand eine gegensätzliche Entscheidung. Durch die verzögerte Entscheidung entstehen also folgende Kosten: 9 Mitarbeiter * 80.000 €/Jahr: 52 Wochen * 6 Wochen = 83.077 €. Innerhalb von sechs Wochen wurde somit das Jahresgehalt eines Mitarbeiters verbrannt und ein motiviertes Team erfolgreich in die Demotivation geführt.
Dieser finanzielle Schaden für das Unternehmen wird in Kauf genommen, weil im Hintergrund das Machtdenken dominiert. Entscheidungsgewalt abzugeben, führt beim Management zunächst zum Gefühl einer gewissen Ohnmacht, da Entscheidungsgewalt doch immer mit Macht gleichgesetzt wird.
Tatsächlich führt das Abgeben von Entscheidungsbefugnissen aber zu motivierten Teams und besseren Performances. Eine Win-Win-Situation: Der Manager darf sich schnellerer und performanterer Teams rühmen, während die Teams die Lust und Motivation am Arbeiten zurückgewinnen. Zudem kann sich der Manager als Führungskraft wieder auf seine eigentliche Aufgabe konzentrieren: auf das Führen!
Möchte man also demotivierte Teams vermeiden, Selbstorganisation fördern und Ressourcen nicht verbrennen, folgen daraus zwei logische Konsequenzen: Entweder trifft der Manager (besser daher der Entscheider) schnelle Entscheidungen, oder er entscheidet sich dazu, Entscheidungsgewalt ab- und dafür in die Teams zu geben. Einfacher lässt sich Motivation nicht erzeugen und Kostenverschwendung vermeiden! Also Manager, entscheidet euch, euch zu entscheiden!

Foto; CC0 Creative Commons – congerdesign, pixabay

Geschrieben von

Alexander Grollmann Alexander Grollmann

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