Die Persona ist tot. Es lebe das Persona-Spektrum.

Angelehnt an den Beitrag Die User-Rolle ist tot, es lebe die Persona möchte ich diesen Gedanken weiterverfolgen und zeigen, warum und wie das Konzept der Persona durch die Idee des Persona-Spektrums aufgewertet werden kann.

Warum haben wir mit Personas gearbeitet?

Der ursprüngliche Zweck der User-Rolle war es, Funktionalität aus der Sicht des Anwenders zu beschreiben. Da der Abstraktionsgrad im Umgang mit User-Rollen jedoch vielen Teammitgliedern Probleme bereitet hatte, löste das Konzept der Persona die User-Rolle schnell ab. Personas zeichnen sich im Vergleich zur User-Rolle durch ihre Konkretheit aus und sind imaginäre Nutzer, die Applikationen oder Produkte verwenden und sich am lebenden Menschen orientieren. Personas sollen uns also dabei helfen, die Sicht des Anwenders besser zu verstehen und Produkte von Beginn an für die Ziele und Bedürfnisse realer Nutzer zu entwickeln.

Das mag zwar als Hilfestellung dienlich sein, allerdings spiegelt diese Vorgehensweise nur teilweise die immer komplexer werdende Realität wider. Wie können wir uns vorstellen, was eine imaginäre Person brauchen könnte und dabei gleichzeitig frei von Werturteilen sein? Durch das Hinzufügen weiterer menschlicher Eigenschaften oder „typischer“ Charaktermerkmale konstruieren wir diese imaginäre Person unterbewusst nach klischeehaften Annahmen. Wir erschaffen Stereotype.

In einer immer komplexer werdenden Umwelt sollten die Software und ihre Bedienung immer intuitiver werden. Dazu muss der Nutzer eine deutlich zentralere Rolle in Bezug auf seine Bedürfnisse und Erfahrungen einnehmen. Feedback-Schleifen sollten nicht nur bei der Entwicklung Standard sein, sondern auch bei der Nutzung und Verbesserung der Software. Denn analog zur Umwelt werden sich auch die Vorlieben und Fähigkeiten von Menschen grundlegend verändern. Die Softwareentwicklung muss das im Auge behalten und die veränderten Rahmenbedingungen miteinbeziehen.

Warum versuchen wir also, unsere Produkte über nicht wandlungsfähige und starr aufgesetzte Personas zu entwickeln, wenn unsere Umgebung immer vielfältiger wird? Sollten wir uns nicht noch viel stärker die Diversität und das Lebensumfeld jener Menschen bewusst machen, die unsere Produkte nutzen?

Wie uns das Persona-Spektrum helfen kann

Das Persona-Spektrum dient nicht dazu, imaginäre Personen zu konstruieren. Es stellt vielmehr eine menschliche Motivation dar und zeigt auf, wie diese von mehreren Gruppen geteilt wird.
Im Mittelpunkt stehen also eher die Motive für die Produkterstellung und weniger der konkrete Charakter, für den ein Produkt entwickelt wird. Das Persona-Spektrum zeigt uns, wie sich unterschiedliche Anwendungsfälle in unterschiedlichen Kontexten verändern können und wie diese Änderungen die Anwendung des Produktes beeinflussen.

Natürlich sind auch Persona-Spektren nicht perfekt. Sie können aber dabei helfen, eine Nutzererfahrung realitätsnah zu antizipieren, die den Bedürfnissen und Vorlieben der Menschen näherkommt. Sie nutzen zum einen die Kraft von Personas, eine größere Menschengruppe in ihren wesentlichen Attributen zu vereinheitlichen, um die Erkenntnisse der Nutzer zu ergründen und zu humanisieren. Gleichzeitig unterscheidet das Persona-Spektrum aber auch unterschiedliche menschliche Eigenschaften und Fähigkeiten voneinander.

Indem wir Lösungen entlang eines Spektrums von Bedarf und Motivation gestalten, vermeiden wir Vorurteile und Annahmen, zu denen Personas verleiten. Wir entwickeln für eine Vielzahl von realen Menschen anstatt für einen durchschnittlichen, imaginären Nutzer. Die Andersartigkeit von Menschen frühzeitig in den Prozess einfließen zu lassen, ist hierbei essenziell. Die Spektren können erhoben werden, indem wir Nutzer beobachten und befragen, wie es beispielsweise im Design Thinking praktiziert wird. Zusammenfassend beschreiben Persona-Spektren diverse Motivationen für Produktrealisierungen in unterschiedlichen Anwendungsfällen.

Geschrieben von

Sebastian Truthän Sebastian Truthän

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