Wie agiles Arbeiten die Kommunikation aus der Selbstverständlichkeit holt

Kommunikation ist eine Selbstverständlichkeit – und doch läuft sie kaum ohne Missverständnisse ab. Das ist keine neue Erkenntnis; schon vor vielen Jahren hat der Verhaltensforscher Konrad Lorenz die kommunikative Lerntreppe aufgestellt:

  • Gedacht ist nicht gleich gesagt.
  • Gesagt ist nicht gleich gehört.
  • Gehört ist nicht gleich verstanden.
  • Verstanden ist nicht gleich einverstanden.
  • Einverstanden ist nicht gleich umgesetzt.
  • Umgesetzt ist nicht gleich beibehalten.

Anhand dieser „6 Hürden der Kommunikation“ möchte ich zeigen, wie agiles Arbeiten der Kommunikation eine Struktur gibt und sie so aus der Selbstverständlichkeit holt.

Gedacht ist nicht gleich gesagt

Gedanken finden nicht immer den einfachsten Weg in die Welt – manchmal finden sie ihn gar nicht. Und wenn doch, steht ein Gedanke vielleicht ohne Rahmen einfach so im Raum. Damit Gedanken zu Gesagtem werden können spricht das Team jeden Tag im Daily über seine Aufgaben und Impediments. Die agilen Werte kommen uns hier zur Hilfe und schaffen einen Raum für einen konstruktiven Umgang: Mit „Mut“ und „Offenheit“ bekommen Gedanken die Möglichkeit, reflektiert und weiterentwickelt zu werden.

Gesagt ist noch nicht gehört

Die Nachricht eines Senders kommt nicht zwingend so beim Empfänger an, wie sie gemeint war. Die von Edgar Dale beschriebene „Cone of Experience“ zeigt, wie wir Input am besten verarbeiten. Die Kombination aus Hören und Sehen ist sehr viel effektiver, daher arbeiten wir am Taskboard und in Besprechungen mit Visualisierungen. Nebenbei sorgen diese auch für Transparenz im Team – und das erleichtert wiederum die Kommunikation.

Gehört ist nicht verstanden

Es könnte so einfach sein, aber: „Das habe ich doch gesagt“, „Ich habe es dir geschrieben“, „Das war der erste Agendapunkt“. Alleine diese Beispiele zeigen, dass es doch nicht so einfach ist mit dem Verstehen einer Botschaft. Aufbauend auf diesem Eingeständnis können wir uns aktiv damit auseinandersetzen. Wir nutzen Feedback als Prinzip und festen Bestandteil in unserer täglichen Arbeit. Nur durch Feedback können wir die Kommunikationsschleife sichern und vermeiden, dass wir zu lange in die falsche Richtung rennen. Plus: Wir haben eine realistische Chance zur Weiterentwicklung.

Verstanden ist nicht einverstanden

Wenn Mitarbeiter an einem Prozess beteiligt sind, ihre Meinung äußern können und wissen, dass die Arbeit regelmäßig reflektiert und angepasst wird, sind sie eher dazu bereit, sich auf diesen Prozess einzulassen. Zwei Ereignisse im Sprint steigern die Chance, durch intensiven Austausch zu Entscheidungen zu gelangen, hinter denen das gesamte Team steht: das Sprint Planning I und das Daily.

Einverstanden ist nicht gleich umgesetzt

Wer kennt es nicht: Das Meeting ist zu Ende, jeder geht zurück an seinen Schreibtisch und die getroffenen Entscheidungen und Ergebnisse verlaufen im Sand. Der Schlüssel lautet „Commitment“. Das Team startet erst dann in einen neuen Sprint, wenn die Teammitglieder in einer Retrospektive gemeinsam konkrete Maßnahmen erarbeitet haben. Die selbstorganisierte Arbeitsweise motiviert zum Handeln und schafft Verbindlichkeit.

Umgesetzt ist nicht gleich beibehalten

Ein Commitment braucht einen Raum, in dem es erfüllt werden kann. Hier hilft das Prinzip der kontinuierlichen Verbesserung: Durch die feste Abfolge von Iterationen im Sprint-Rhythmus stellen wir sicher, dass dieser Raum eine klare Struktur bekommt und in ein Ritual übergeht. Und damit nicht alles in einer Flut von Aufgaben untergeht, hilft uns der Wert „Fokus“ bei der Priorisierung und einem sauberen Commitment.

Dem aufmerksamen Leser wird aufgefallen sein, dass über eines noch nicht gesprochen wurde: Respekt. Mehr über die wichtigste Grundlage des menschlichen Zusammenlebens erfahrt ihr im nächsten Beitrag zum konstruktiven Einfluss agiler Arbeitsweisen auf die Kommunikation.

 

Foto: Pixabay License – StockSnap

Geschrieben von

Katharina Clauss Katharina Clauss „Respekt“ ist für Katharina Clauss nicht nur ein agiler Wert, sondern einer der faszinierendsten Aspekte in zwischenmenschlichen Beziehungen, dem sie sich als Psychologin auch in ihrem Studium gewidmet hat. In Zeiten der zunehmenden Individualisierung sei der gegenseitige Respekt die unabdingbare Voraussetzung für das Gelingen komplexer Systeme, sagt Katharina Clauss. Mit respektvoller Neugier begegnet sie auch ihrem Gegenüber und neuen Wissensgebieten, in die sie sich schnell einarbeitet. Die Spielarten und das konstruktive Gestalten der zwischenmenschlichen Kommunikation – vor allem in größeren Gruppen – faszinieren sie seit ihrem Studium der Psychologie. Durch ihre Fähigkeit zur kritischen Reflexion und ihren ehrlichen Umgang mit dem Scheitern gelingt Katharina Clauss rasch, einen Rahmen zu schaffen, in dem sich Menschen gerne auf Zusammenarbeit einlassen.

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