Was will ich wirklich? Ein Sechs-Wochen-Plan für den inneren Product Owner

Unsere Vision – das Why – in unseren Alltag holen – keine leichte Aufgabe. Wir wollen es trotzdem versuchen und laden Sie zu einem Sechs-Wochen-Plan ein, mit dem Sie mit nur 15 Minuten pro Tag Zeit für Ihren inneren Product Owner einräumen und mehr Why in Ihren Alltag bringen. Wir geben Ihnen konkrete Fragen zur Reflexion und praktische Tipps zur direkten Umsetzung.  

What’s your greatest desire? Was will ich wirklich?

Erkennen Sie sich bei diesen Sätzen wieder: „Ich habe keine Zeit“, „Ich stecke in so vielen Meetings“, „Das kann mir keiner abnehmen“ und „Mein Kalender ist einfach voll“. Vor lauter Geschäftigkeit haben Sie keine Zeit mehr, über Ihre eigentlichen Ziele nachzudenken. Dann ist unser Sechs-Wochen-Plan genau das Richtige.

Wie funktioniert der Sechs-Wochen-Plan?

Fangen Sie bei sich selbst an und reflektieren Sie für die nächsten drei Wochen. Wenn Sie eigentlich keine Lust darauf haben, ist das nicht überraschend. Nach zehn Stunden Alltagsgeschäft hat niemand mehr Energie für große Visionen. Und dennoch: Beschließen Sie für sich, das jetzt zu ändern. Nehmen Sie sich täglich 15 Minuten Zeit. Für jede Woche haben wir Reflexionsfragen für Sie zusammengestellt, an denen Sie sich orientieren können. Notieren Sie sich nach jedem Tag Ihre Gedanken in ein kleines Notizbuch oder einen Block. Bauen Sie Ihren eigenen Reflexionsplan Woche für Woche anhand der folgenden Fragen auf.

Woche 1 bis 3: Beobachten

Woche 1: Reflexion – Was will ich wirklich?

In der ersten Woche beobachten Sie sich selbst und beantworten am Ende jeden Tages diese Fragen:

  1. Was hat mir heute richtig viel Spaß gemacht? Wo hatte ich das Gefühl lebendig zu sein?
  2. Für welches Ziel, für welchen Zweck möchte ich mich während meiner Arbeitszeit einsetzen?
  3. Kann ich meine persönlichen Ziele mit denen meines Unternehmens auf eine Linie bringen?
  4. Ist meine Arbeitszeit gut investiert? Wenn nein, wann wäre sie es für mich?

Woche 2: Reflexion – Was bringt mein Team voran?

Beobachten Sie in der zweiten Woche Ihr Team und beantworten Sie am Ende jeden Tages diese Fragen:

  1. Was braucht mein Team von mir (z. B. als Führungskraft, Product Owner oder ScrumMaster)?
  2. In welchen Situationen entsteht in meinem Team Energie?
  3. Welche Tätigkeiten, die ich gerade übernehme, helfen meinem Team weiter – auch wenn sie mir schwerfallen?
  4. Woran merke ich, dass mein Team in den Flow kommt?

Woche 3: Reflexion – Worauf kann ich verzichten?

Auch in der dritten Woche beobachten Sie sich selbst und beantworten am Ende jeden Tages diese Fragen:

  1. Was bringt mir gerade keine Energie?
  2. Was trage ich schon lange vor mir her, obwohl ich es lieber abgeben würde?
  3. An wen gebe ich Dinge ab, die mir keinen Spaß machen?
  4. Wo bin ich noch immer dabei, obwohl es mir nichts gibt?

Nach drei Wochen aktivem Beobachten und Reflektieren sind Ihnen bestimmt viele Gedanken gekommen. Sie merken, wann Sie wirksam sind und welche Dinge Ihnen wirklich Spaß machen. Sie haben aber auch erkannt, welche Themen Ihnen nicht viel Mehrwert bringen. Nach der Beobachten-Phase geht es jetzt in die Umsetzen-Phase. Fangen Sie jetzt damit an, die Dinge in die Tat umzusetzen. Die nächsten drei Wochen stehen daher im Fokus der aktiven Priorisierung. Sie werden merken: Die Macht über Ihren Terminkalender zurückzuholen, ist nur der erste Schritt. Zu jeder Woche gibt es von uns sowohl Fragen als auch Links zu wertvollen Tipps.

Woche 4 bis 6: Umsetzen

Woche 4: Priorisierung – Was kann ich ab morgen anders machen?

  1. In Woche 1 haben Sie darüber reflektiert, was Sie wirklich wollen. Schreiben Sie drei Maßnahmen auf, die Ihnen helfen, mehr von diesen reflektierten Highlights in Ihren Alltag zu integrieren.
  2. In Woche 2 haben Sie darüber reflektiert, was Ihr Team voranbringt. Leiten Sie für diese Woche zwei Maßnahmen daraus ab und setzen Sie diese gemeinsam mit Ihrem Team um.
  3. In Woche 3 haben Sie festgestellt, worauf Sie verzichten können. Streichen Sie nun alle Meetings aus Ihrem Terminkalender, die Sie nicht für wertvoll erachten. Damit haben Sie Platz für Neues.

Woche 5: Visualisierung – Wie kann ich mich jeden Tag an meine Ziele erinnern?

  1. Formulieren Sie Ihre Ziele, die sich aus der Reflexion der letzten vier Wochen herauskristallisiert haben, so prägnant, dass Sie sie sich selbst merken können.
  2. Visualisieren Sie Ihre Ziele anschaulich, sodass Sie sie leicht vermitteln können (z. B. als Bild, Video, Mindmap).
  3. Setzen Sie ein Tool zur Visualisierung Ihres Tuns ein, um Ihren eigenen Fortschritt sichtbar zu machen (z. B. ein persönliches Taskboard).
  4. Finden Sie einen zentralen – analogen oder virtuellen – Ort, an dem Sie Ihre Ziele für andere sichtbar darstellen können.

Woche 6: Kommunikation – Wie teile ich meine Vision wirkungsvoll mit meinem Team oder meinen Kolleginnen und Kollegen?

  1. Stärken-Partner-Walk: Nehmen Sie sich 20 Minuten Zeit, um mit zwei Kolleginnen oder Kollegen spazieren zu gehen und sprechen Sie mit ihnen über Ihre Ziele. Holen Sie wertschätzendes Feedback zu Ihren Ideen ein.
  2. Teilen Sie Ihre Ziele mit Ihrem Team (egal, wer das jetzt gerade ist, vielleicht die Familie, Ihre Arbeitsgruppe, der Freundeskreis).
  3. Um diszipliniert an Ihren Zielen dranzubleiben, suchen Sie sich eine Methode, die Ihnen dabei hilft, z. B. ein WOL Circle, das Wiederholen dieses Sechs-Wochen-Plans einmal im Jahr oder das Feiern von Erfolgen.

Sie sind dran

Nach diesem Sechs-Wochen-Plan gehen auch wir vor, wenn wir beginnen, Menschen in neuen Rollen zu coachen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es mit Hilfe von Selbstorganisation und dem Schaffen von Freiräumen leichter fällt, die eigene Vision zu finden. Seien Sie mutig und investieren Sie für sechs Wochen diese 15 Minuten täglich. Lesen Sie hierzu auch: “Selbstorganisation – Sei dein eigener ScrumMaster“.

Wenn Sie noch tiefer in die Rolle des Product Owners eintauchen möchten, empfehlen wir Ihnen dieses Training.

Geschrieben gemeinsam mit Lucia Stiglmaier.

Bild: Pexels License, Andrea Piacquadio

Geschrieben von

Kathrin Tuchen Kathrin Tuchen Für Kund:innen bzw. Nutzer:innen Wert und ein positives Erlebnis zu schaffen, ist der Ausgangspunkt aller Überlegungen in der agilen Produktentwicklung. In keinem Bereich steht die „Customer Experience“ stärker im Mittelpunkt als im Tourismus. Kathrin Tuchen hat sich intensiv damit beschäftigt, wie sich diese Sichtweise auf Organisationsstrukturen im Tourismus auswirkt und ist dabei zwangsläufig auf das Thema Agilität gestoßen. Sie sieht agile Management-Frameworks wie Scrum nicht ausschließlich als Mittel zur Steigerung der Teamperformance, sondern vor allem als Funke, der die Begeisterung für die Aufgabe und das gemeinsame Ziel wieder entfachen kann. Durch ihre eigene internationale Erfahrung  hat Kathrin Tuchen die Arbeit in interkulturellen Teams zu schätzen gelernt. Als offene, kommunikative Persönlichkeit kann sie sich gut in Menschen hineinversetzen und Probleme klar erkennen, die sie direkt und stets lösungsorientiert anspricht.

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Lucia Stiglmaier Lucia Stiglmaier Für Lucia Stiglmaier ist klar: Wenn wir als Gesellschaft so etwas Großes und Komplexes wie die Klimaziele erreichen wollen, sind gebündelte und zielgerichtete Bewegungen notwendig. Als Agile Coach und ScrumMaster unterstützt sie Teams und Organisationen im Finance-Sektor dabei, komplexe Vorhaben mit Hilfe von agilen Arbeitsweisen umzusetzen. Sie hat es sich zum Ziel gemacht, Banken und Finanzinstitutionen auf dem Weg in die ganzheitliche, nachhaltige Transformation zu begleiten. Lucia ist Agilistin aus Leidenschaft. Sie begeistert mit ihrer Kreativität und radikalen Kundenorientierung. Ihre Erfahrungen rund um Agilität sammelte sie in Großbanken und Finanzbereichen sowie in der Software-Branche. Sie setzt auf klare Strukturen und Verbindlichkeit, damit Teams, Abteilungen und Organisationen schnell und direkt ins Machen und Experimentieren kommen und dabei ungekannte Potentiale heben. In ihrer Rolle als Beraterin, Coach und Trainerin unterstützt sie Teams und Führungskräfte auf dem Weg in die Transformation und nutzt dabei Elemente aus Scrum, Kanban, Design Thinking, Großgruppen-Facilitation, Remote-Facilitation und verschiedener Skalierungsframeworks.

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