Ein Gedankenexperiment zu Beginn: Wir schreiben das Jahr 2032. Sie werden zu einem Interview gebeten, in dem Sie über das Engagement Ihres Unternehmens sprechen sollen. Die Reporterin fragt: Vor 10 Jahren noch war es fast undenkbar, die Klimaziele zu erreichen, weil der Ausbau der Erneuerbaren so schleppend voranging. Dann gab es Anfang 2022 einen Wendepunkt. Der notwendige Ausbau der erneuerbaren Energien ist in den 20er Jahren geglückt und die Prognosen wurden sogar weit übertroffen. Was ist bei Ihnen vor 10 Jahren passiert und welchen Beitrag haben deutsche Unternehmen, insbesondere Ihr Unternehmen, zu diesem Erfolg beigetragen?
Gute Gründe für die Energiewende
Eines ist klar: In dieser Dekade müssen wir den Ausbau von erneuerbaren Energien drastisch beschleunigen, um unsere Kohlendioxidemissionen so schnell wie möglich auf null zu fahren. Mit einem ehrlichen Blick in den Spiegel sehen wir: Davon sind wir noch weit entfernt. Der neuste IPCC Report von März 2022 macht es deutlich wie nie zuvor: Die Nutzung fossiler Energieträger (Kohle, Öl, Gas) des letzten Jahrhunderts führt unweigerlich zu weltweit verheerenden Folgen für unsere Lebensbedingungen (u. a. Anstieg des Meeresspiegels, Zunahme von Extremwetterereignissen und Dürren, rapider Biodiversitätsverlust). Zusätzlich machen uns die jüngsten Ereignisse in der Ukraine deutlich: Energieversorgung ist eine hochgradig sicherheitspolitische Angelegenheit. Der deutsche Finanzminister Lindner formuliert es am 27. Februar 2022 so:
„Erneuerbare Energien leisten nämlich nicht nur einen Beitrag zur Energiesicherheit und Versorgung. Erneuerbare Energien lösen uns von Abhängigkeiten. Erneuerbare Energien sind deshalb Freiheitsenergien.“
Christian Lindner, Quelle: RND
Unternehmerische Lösungen
Mir fällt in dieser Debatte auf, dass der Fokus hauptsächlich auf die politischen Rahmenbedingungen (also zuträglichere Gesetzgebungen für die Energiewende) gelegt wird. Es wirkt beinahe so, als ob Unternehmen und Privatpersonen keine andere Wahl hätten, als auf den Gesetzgeber zu warten. Aber das glaube ich nicht. In diesem Beitrag richte ich den Fokus gezielt auf den Handlungsspielraum von Unternehmen in Deutschland (und darüber hinaus) mit der Frage:
Was können Unternehmen jetzt konkret tun, um den Ausbau von Wind und Sonnenkraft zu beschleunigen?
Aktuell sehe ich 6 konkrete Handlungsfelder für Unternehmen, um dem Ausbau Schwung zu geben und selbst als Unternehmen von günstigen Strompreisen und Beteiligungsmöglichkeiten für Mitarbeitende zu profitieren.

1. Netzwerke bilden – bundesweit & lokal
Sich in Verbänden mit anderen engagierten Unternehmen verbinden und den Multiplikatoreffekt nutzen. Auf die Notwendigkeit des Ausbaus der Erneuerbaren bei Kund:innen, Partnern und Mitarbeitenden aktiv aufmerksam machen.
Diese bundesweiten Netzwerke existieren schon:
- Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft
- Bundesverband Erneuerbare Energien e.V.
- Bundesverband Windenergie e.V.
- Bundesverband Solarwirtschaft e.V.
2. Große Dachflächen des eigenen Unternehmens für PV nutzen
Diese Unternehmen tun das bereits:
3. Eigene Freiflächen für Wind- oder Sonnenkraft nutzen
Auf eigenen Firmenflächen (z. B. als Beschattung von Parkplatzflächen) Wind- oder Sonnenkraftanlagen in Betrieb nehmen. Dazu kann Mitarbeitenden eine Beteiligung an den Energiekraftanlagen angeboten werden, damit sie langfristig von den Einnahmen profitieren.
Diese Unternehmen tun das bereits:
- Die eigenen Windräder von Meyer Gemüsebearbeitung GmbH bei Bremen
- Der eigene Solarpark von EnBW in Brandenburg
4. Investieren
In Start-ups und Unternehmen investieren oder sich an solchen beteiligen, die den Ausbau von Wind- und Solarkraftwerken beschleunigen.
- Eine Anleitung dazu finden Sie hier
- Die GLS Crowd (GLS Bank) ermöglicht in CleanTech-Start-ups mit Vision zu investieren
5. PV für Mitarbeitende fördern
Den Ausbau von PV auf den Dächern vom Zuhause der Mitarbeitenden subventionieren. Gibt es das schon? Kennen Sie ein Beispiel dafür? Dann schreiben Sie mir bitte.
6. Lokalen Ausbau stärken
Sich auf lokaler Ebene mit anderen Unternehmen und Bürger:innen zusammenschließen, um die Stadt/Gemeinde energieautark zu machen. Solar- und Windprojekte mit direkter Beteiligung von Bürger:innen finanziell unterstützen (genannt Bürgerenergiegenossenschaften). Bei diesem Konzept können Anteile einer Bürgerenergiegenossenschaft erworben werden, die dann vor Ort Windparks baut. Diese könnten auch vom Unternehmen selbst ins Leben gerufen werden.
- Bürgerenergiegewinner eG aus Köln
- Beng aus dem Münchener Raum
- Das erste energieautarke Dorf Deutschlands: Feldheim bei Berlin
Was wird Ihre Antwort sein?
Einleitend habe ich ein Gedankenexperiment vorangestellt. Mit Blick auf die vorgeschlagenen Aktivitäten: Was wird Ihre Antwort sein? Welche Strategien werden Sie verfolgen? Ich bin gespannt auf Ihre Antworten. Schreiben Sie mir direkt hier im Kommentarfeld oder auf LinkedIn.
Titelbild: Sungrow EMEA, Unsplash