Den richtigen Rahmen wählen!

Auf einer meiner unzähligen Zugfahren saß ich schräg hinter einer Fotografin, die gerade Hochzeitsfotos bearbeitete. Dabei arbeitete sie viel mit richtigen Bildausschnitten und ich wunderte mich jedes mal aufs Neue, wie es das gesamte Bild veränderte. Es legte einen bestimmten Fokus und blendete Unwichtiges im Bild aus. Es erlaubte dem Betrachter nur noch, das für dieses Foto Wichtige zu sehen. Die Technik erlaubte ihr somit noch nachträglich, den bekannten Bildausschnitt, den man sonst mit vier Fingern vorab prüft, einzufangen.Das Gleiche erwarte ich eigentlich vom Management in Veränderungsprozessen. Rahmenbedingungen im Sinne von Rahmen. Auf das Wichtige beschränken, ohne damit das Relevante abzuschneiden oder dem Betrachter (Mitarbeiter) das Gefühl zu geben, es wäre etwas abgeschnitten, etwas vorenthalten, das er gerne sehen würde oder gar eine wichtige Information einfach weggelöscht. Das Management spannt bei der Einführung agiler Methoden den Rahmen oft zu weit und versucht, sich verkrampft zurückzuhalten und nur noch zu reagieren, wenn Impediments an es herangetragen werden. So lange fühlen sich Manager im besten Fall wenig informiert, schlimmer jedoch machtlos. Es gibt kaum noch Orientierung für die Mitarbeiter. Wird diese dann eingefordert, ist das Management noch verunsicherter - was „dürfen“ sie vorgeben, ohne zu diktieren und einzuschränken?Das ist die Kunst, aber auch die künstlerische Freiheit des Managements. Auch hier geht es meiner Meinung nicht ohne Ziele und klare Erwartungen. Denn ohne Ziele keine Impediments. Fotografie ist eine Kunst, die man nicht über Nacht erlernt. Man kann einen guten Blick haben, aber das, was man sieht, tatsächlich aufs Bild zu bekommen, ist die viel größere Herausforderung. Die Zukunft des Unternehmens zu sehen, ist für das Management bereits schwer genug. Greift mein Vergleich, ist das jedoch noch die einfachere Übung. Dieses Bild auch bei anderen entstehen zu lassen, ist die eigentliche Kunst.Wie aber kommt man zu dem "richtigen" Rahmen bzw. Bildausschnitt? Die Fotografin probierte es aus. Sie machte ihn mal kleiner, mal größer, mal schmaler, mal etwas weiter rechts - wendete es an, ließ es auf sich (und unbewussterweise ja auch auf mich) wirken und entschied sich dann... oder machte den Rahmen nochmal kleiner...Ausprobieren und auf sich wirken lassen! Die Wirkungen sind oft überraschend und unvorhersehbar!

bgloger-redakteur
January 16, 2014

Table of content

Diesen Beitrag teilen

Das könnte auch interessant sein:

Wie du mit klaren Rollen Erwartungen managst (und Konflikten vorbeugst)
BG

Wie du mit klaren Rollen Erwartungen managst (und Konflikten vorbeugst)

Innere Klarheit statt Aktionismus – wie du als Führungskraft souverän bleibst
BG

Innere Klarheit statt Aktionismus – wie du als Führungskraft souverän bleibst

Zwischen Klarheit und Kontrolle – was moderne Führung heute wirklich braucht
BG

Zwischen Klarheit und Kontrolle – was moderne Führung heute wirklich braucht

Gute Führung beginnt bei dir - warum Selbstführung kein Luxus ist
BG

Gute Führung beginnt bei dir - warum Selbstführung kein Luxus ist

„Purpose statt Position“ - warum der Wunsch nach Sinn zum neuen Karrieremotor wird
BG

„Purpose statt Position“ - warum der Wunsch nach Sinn zum neuen Karrieremotor wird

Arbeiten im Wandel - was Unternehmen heute leisten müssen
BG

Arbeiten im Wandel - was Unternehmen heute leisten müssen

Was ist eigentlich ein Agile Coach - und brauchen wir das wirklich?
BG

Was ist eigentlich ein Agile Coach - und brauchen wir das wirklich?

Finde deine Stimme – und nutze KI als Verstärker
BG

Finde deine Stimme – und nutze KI als Verstärker

Leadership in the AI Era: Reinventing Human-Centered Leadership
BG

Leadership in the AI Era: Reinventing Human-Centered Leadership

KI hier, KI da – was bedeutet das für mich als Führungskraft?
BG

KI hier, KI da – was bedeutet das für mich als Führungskraft?

Der kybernetische Teamkollege
BG

Der kybernetische Teamkollege

Agile Strategie mit OKRs: Vom Denken ins Tun kommen
BG

Agile Strategie mit OKRs: Vom Denken ins Tun kommen