Das Taskboard als Hilfsmittel bei Demenz - ein Erfahrungsbericht

Wenn Freunde oder Angehörige krank werden, können wir manchmal nur zusehen, aber eigentlich wollen wir unbedingt helfen. In meinem Fall ist eine sehr geliebte Person an Demenz erkrankt. Für die Familie ist es eine schwere, aber für die betroffene Person eine noch viel schlimmere Zeit. Denn selbst zu bemerken, dass etwas nicht stimmt und man allmählich ohne Hilfe nicht allein zurechtkommt, macht das Leben ungemein schwer. Die geliebte Person ist Anfang 60 und befindet sich im ersten Stadium, in dem langsam die Wortfindungsstörungen, Orientierungsschwierigkeiten und Vergesslichkeit im Berufsleben und Alltag beginnen. Mir tut es weh sehen zu müssen, wie durch diese Krankheit das selbstständige Leben immer mehr beeinträchtigt wird und bestimmte Dinge wie Finanzen, Papierangelegenheiten und Arzttermine nicht mehr allein zu bewältigen sind. Genau deshalb habe ich mir ständig die Frage gestellt, wie ich für die betroffene Person und die Familie den Alltag erleichtern kann.Genauer gesagt, wie schaffe ich es, dass sie ihre Arzttermine, Verabredungen mit Freunden, ihren Essensplan, die Tabletteneinnahme oder andere Tagespläne nicht vergisst? Ein großes Taskboard wäre doch die Lösung! Kurzerhand habe ich mit der Familie aus der großen Bilderwand im Wohnzimmer ein Taskboard gezaubert, das die betroffene Person nicht übersehen kann und das ein wenig der Vergesslichkeit entgegenwirkt.

Wie hat sie diese Unterstützung aufgenommen?

Natürlich hat sie sich dagegen gesträubt und sagte immer wieder, dass sie das „noch“ nicht braucht. Nach einiger Zeit der Eingewöhnung bemerkte sie dennoch, wie es ihren Alltag erleichterte und fing an, selbst Zettel an das Board zu kleben und den Spaß daran zu entdecken.

Wie arbeitet sie damit? Gibt es feste Rituale, an die sie sich hält?

Ein festes Ritual ist wegen ihrer Vergesslichkeit leider nicht möglich, dennoch arbeitet sie nach Bedarf mehrmals am Tag mit dem Board und liest die Zettel öfter durch. Ich versuche, sie jede Woche anzurufen oder vorbeizufahren, um das Board mit den anstehenden Aufgaben für die kommende Woche zu befüllen. Wichtig ist, nicht zu viele Aufgaben zu definieren, da sie sonst überfordern. Da sie relativ selbstorganisiert damit umgehen sollte, habe ich die drei Fragen „Was habe ich gestern gemacht?“, „Was möchte ich heute bis morgen erledigt haben?“ und „Benötige ich bei etwas Unterstützung?“ ebenfalls ans Board gehängt. Ebenso war es wichtig, Leitlinien/Pfeile am Board anzubringen, damit das System für sie einen roten Faden hat und sie nicht immer wieder vergisst, wie das Board funktioniert. Ansonsten folgt das Board dem Schema „To Do“, „WIP“ und „Done“.

Vergisst sie das Board irgendwann? Muss sie daran erinnert werden?

Ja, sie hat das Board in der Tat vergessen, vor allem wenn sie sich weniger im Wohnzimmer aufgehalten hat. Deshalb erinnert sie ihr Mann daran oder wir positionieren wöchentlich Post-its im Haus, wenn er nicht da ist. Allerdings empfindet sie diese als störend, nimmt sie ab und wirft sie weg. Eine weitere Überlegung war, das Board im Schlafzimmer aufzuhängen, allerdings würde sie das nur morgens und abends wahrnehmen und nicht im Laufe des Tages, wo sie immer wieder einen Blick auf ihre Aufgaben hat.

Inwieweit hat ihr das Board geholfen?

Es ist durchaus faszinierend, wie sie wieder mehr Spaß am Leben hat. Sie muss nicht ständig nachdenken, wann welche Termine anstehen oder was sie noch zu erledigen hat. Jetzt verbringt sie weniger Zeit damit sich zu organisieren und Dinge zu suchen. Durch den Einsatz des Taskboards wird sie nicht immer wieder aufs Neue an ihre Vergesslichkeit erinnert und kann ihr Leben wieder mehr genießen. Es ist einfach schön zu beobachten, dass mit so einem einfachen Board geholfen werden kann.

Würde es auch im 2. oder 3. Stadium helfen, wenn die Krankheit stärker ausgeprägt ist?

Damit habe ich bislang noch keine Erfahrung, aber ich denke, dass Ausprobieren und Experimentieren immer eine Hilfe sein kann. Woher soll man sonst wissen, ob es eine Unterstützung zum Alltag bieten kann.

Was ich allen Betroffenen mitgeben möchte

Egal, ob es jemanden selbst betrifft oder man als Angehörige/r eine gute Unterstützung sein will: Geht offen mit dem Thema Demenz um! Reflektiert gemeinsam und versucht, die betroffene Person zu verstehen. Diese Krankheit ist schrecklich und der schleichende Prozess von Vergesslichkeit, Wortfindungs- und Orientierungsproblemen, Reizbarkeit und Stimmungsveränderungen ist nicht einfach. Diese Symptome verschwinden auch nicht mehr. Das Ziel sollte sein, das Leben für die betroffene Person angenehmer zu gestalten und ihr das Gefühl zu geben, dennoch alleine zurechtkommen zu können.Foto: pixabay license

Life
Change
Soziale Innovation
Melanie Schaffers
March 4, 2020

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