Warum ist Biodiversität so wichtig?

„Dennis, unser Leben liegt in ihren Händen und Sie stellen sich so ungeschickt an.“

Aus dem Film „Jurassic Park“

Weil die EU-Taxonomie-Verordnung zukünftig nachhaltiges Wirtschaften reguliert, beschäftigen sich immer mehr Unternehmen damit. Leider nur gezwungenermaßen, weil es verordnet wird – zum Glück, weil nachhaltiges Wirtschaften damit gepusht wird.

Ich habe mich mit den Umweltzielen der Taxonomie beschäftigt und mit einigen Nachhaltigkeitsexpert:innen gesprochen, um mich „aufzuschlauen“ und mir eine Meinung zu bilden.

So vermasseln wir es gerade

Je mehr ich eintauche, desto unklarer wird es. Mich beschleicht das Gefühl, dass das Thema Biodiversität ein unterschätztes Thema ist. Selbst in der Taxonomie-Verordnung.

Das Zimmer ist voll!

Auf diese Formel gebracht war Biodiversität für mich so einleuchtend (danke an Frauke Fischer):

„Es geht nicht darum, wie wir leben werden, sondern ob überhaupt.“

Frauke Fischer

Ein Beispiel von Frauke: Noch vor 50 Jahren war es so, dass wir Ökosysteme ausgebeutet haben und wenn eines erschöpft war, haben wir uns das nächste genommen, die nächste unberührte Fläche gesucht. In einem Zimmer, wo jeden Tag neue Kartons reingestellt werden, ist irgendwann der Platz verbraucht. Ein naturwissenschaftliches Faktum auf unserem Planeten.

Ein Beispiel gefällig? Corona geht JEDE:N auf der Welt an!

Schauen wir auf die Corona-Pandemie, müssen wir doch sehr spürbar sehen: Der Grund, warum so eine Zoonose aufgetaucht ist und zukünftig wieder auftauchen kann, ist, dass Unternehmen und wir alle Produkte nutzen, für die tropische Regenwälder zerstört werden. DAS ist die Konsequenz aus zerstörten Ökosystemen. Wir spielen ein gefährliches Spiel. Und vielfach ist es den Entscheidungsträger:innen in Unternehmen und uns allen gar nicht bewusst, dass wir dazu beitragen. Muss also nicht eigentlich Biodiversität in den Vordergrund treten? Dieses Bild von „UN Biodiversity“ macht das auf drastische Weise deutlich:

https://twitter.com/UNBiodiversity/status/1051019715374505984?t=ZvZfB_XCNTlZLQyqwgYLLg&s=19

Und die Taxonomie?

Nun sie fokussiert auf 6 Umweltziele und Biodiversität erhält dabei einen der hinteren Plätze. Zuerst kommen das für Unternehmen messbare Klimaschutzziel (CO2-Ausstoß) und der Klimawandel (Leben mit den Folgen des Wandels). Biodiversität sollen Unternehmen bei ihren Maßnahmen dabei lediglich nicht „schädigen“ („Do no significant harm“). Also ein Mauerblümchen-Dasein?

Als Gedankenanstoß gebe ich Ihnen meine eigene, persönliche Bewertung der in der Taxonomie als Leitlinien beschriebenen Umweltziele mit:

  1. Es gibt Umweltziele, die ein komplett NEUES Denken im nachhaltigen Wirtschaften erfordern, um unseren Planeten für uns Menschen überlebensfähig zu erhalten. Da müssten wir doch eigentlich ran. Wir bestimmen, „ob“ wir als Menschen überleben.
  2. Es gibt Umweltziele, die auf eine Verbesserung und ein „Leben mit dem bereits angerichteten Schaden“ fokussieren. Sie bestimmen, „wie“ wir überleben. Das ist eine Anpassungsstrategie auf einem Pfad ins „Es wird nicht gut für die Gattung Mensch enden“.

Mit dieser Logik finde ich, dass das Ziel „Biodiversität“ in der Taxonomie zu sehr einen „Nice to have“-Status bekommen hat. Oder anders ausgedrückt: Da Biodiversität nicht messbar reguliert werden kann, werden wir leider, leider komplette Überzeugungstäter:innen (Vorbilder) brauchen, die daran mitwirken. Regulatorik wird hier keinen push erzeugen. Das gilt m. E. auch für die Nutzung von Wasserressourcen und die Kreislaufwirtschaft. Allerdings möchte ich auch sagen: Eine Verordnung muss sich natürlich nach etwas Messbaren ausrichten. Das geht mit CO2. Daher ist es ein gutes Vehikel, die Transformation in nachhaltiges Wirtschaften zu beschleunigen. Das wird aber nicht reichen.

Quelle für die linke Spalte: Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz „Die sechs Umweltziele der Taxonomie“

Ist es nicht eher so, dass die „unteren“ Ziele 3, 4 und 6 die sind, die uns als Menschen im Versuch, zu überleben, retten? Ich denke schon. CO2-Einsparung ist zwar messbar und deshalb regulierbar, für uns als Menschheit aber nicht das Wichtigste zum Überleben. Und wenn es uns nicht mehr gibt, ist das Klima sowieso am besten geschützt.

Und was sollen wir jetzt machen?

Ich möchte, dass sich die Menschen in den Unternehmen ihre eigene Meinung zum Thema Nachhaltigkeit und zur Taxonomie bilden, also über die Regulatorik hinaus für sich ein Ziel definieren. Für die Finanzinstitute füge ich gleich ein Orientierungs-Canvas an, ein Analysetool, das hilft, das eigene Geschäftsmodell unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten zu überprüfen.

Jetzt und hier möchte ich noch einen besonderen Fokus auf den übergeordneten Sinn (Purpose) der Geschäftsaktivitäten setzen und einen Anstoß geben: Wir brauchen Überzeugungstäter:innen. Kann Biodiversität der übergeordnete Sinn Ihres Unternehmens sein? Wenn ja, was heißt das für Ihre eigenen Kernaktivitäten, Ökosysteme und die Profit-und-Loss-Rechnung? Welche Rolle spielen Biodiversität und Ökosystemleistung in Ihren Lieferketten und den Wertschöpfungsketten Ihrer Produkte? Wo gibt es Abhängigkeiten zu anderen Stakeholdern? Was kann Ihr Unternehmen direkt beeinflussen, um zur Biodiversität beizutragen?

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Schreiben Sie mir gerne einen Kommentar oder kontaktieren Sie mich direkt. Ich unterhalte mich gerne mit Ihnen über Sustainable Finance, darüber, wie Sie Ihre eigenen Nachhaltigkeitsvorhaben schneller umsetzen können, wie Sie im Leadership dabei agieren sollten und natürlich über Agilität.

Ich empfehle Ihnen auch dieses Event am 29.03. mit mir, Lucas Gorleski und der zeb zum Thema „Ausblick 2025 – die neue Realität der Genossenschaftsbanken

 Titelbild: Faye Cornish, Unsplash

Nachhaltigkeit
Biodiversität
Finance
Sustainable Finance
Ssonja Peter
March 7, 2022

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