Persönliche OKRs: Neujahrsvorsätze sicher nicht mehr liegen lassen

Sicherlich kennt jede:r die Gedanken, die einen um den Jahreswechsel herum aufsuchen und etwa so lauten: „Nächstes Jahr müsste ich echt wieder mehr Sport machen.“ oder „Ab Januar wird wieder mehr auf die Figur geachtet.“ oder „Mein Neujahrsvorsatz: Weniger Zeit auf Social Media verschwenden.“

Durchhalten oder chillen?

Vielleicht beginnst du wie ich im neuen Jahr damit, an deinen Gewohnheiten zu schrauben. Ende Februar blicke ich dann zurück und „Huch, was ist nur aus den Vorsätzen geworden?“, während ich mich seit drei Stunden beim Second-Screening auf der chipsverbröselten Couch fläze.

Wissenschaftliche Studien (siehe z. B. dieser Blog-Beitrag) legen nahe, dass es etwas länger als die ersten sieben Jahreswochen dauern könnte, bis man es wirklich schafft, Gewohnheiten zu ändern bzw. auch komplexere Veränderungen im Leben zu verankern. Aber mit welchen Strategien und Taktiken halten wir das durch?

Ein Zielsystem für dich selbst

Jetzt kommen OKRs ins Spiel. Schon mal was von den Objectives and Key Results gehört? Falls nein, hier ein erklärendes Video dazu: „Objectives und Key Results einfach erklärt“.

OKRs sind eine einfache Methode, um größere Zielvorstellungen in kleine, greifbare und messbare Wunschergebnisse herunterzubrechen. In regelmäßigen Reflexionen wird die Erreichung dieser Ergebnisse gemessen und der Fortschritt sichtbar festgehalten. Wirklich keine Rocket Science, oder?

Mit diesem Grundwissen über OKRs stellt sich nun die Frage: Ist ein „Management-Tool“ wie die OKRs auch für Individuen als Werkzeug geeignet? Und wie könnte das unseren Neujahrsvorsätzen helfen?

Fremdbestimmung vs. Ownership

Zuallererst möchte ich an dieser Stelle ein wichtiges Anliegen loswerden: Du musst gar nichts. Damit meine ich, dass du dir keinen Druck machen brauchst. Wenn wir uns links und rechts umschauen, sehen wir uns im Vergleich mit anderen Personen, vielleicht auch nur die Eisbergspitzen deren Erfolges, und könnten denken: „So will ich auch sein.“ oder fragen uns „Wieso bin ich noch nicht so weit?“ Das sind zwar für uns Sozialwesen natürliche, aber für dein Bestreben, neue Ziele zu erreichen, eher destruktive Gedanken.

Verliere dich also nicht in den Vergleichswelten einer verblendeten Insta-Welt. Um deinen eigenen Weg zu gehen, fokussiere dich eher auf authentische Quellen, deine wahrhaft eigenen Wünsche und Träume sowie sehr individuelle Fragestellungen, die für dich eine wichtige Bedeutung haben. Der Imperativ unserer Leistungsgesellschaft ruft sowieso schon zu oft nach einem ungesunden, fremdbestimmten „ERREICHE MEHR“, was ich mit diesem Blogpost nicht auslösen möchte.

Du musst also niemandem etwas mit deinen persönlichen OKRs beweisen. Wenn du sicher bist, dass du aus einer reflektierten Haltung heraus auf der Suche nach einer neuen Methode bist, um dir ein gesundes Maß an Zielen und Vorhaben zu setzen und an diesen dranzubleiben, dann fängt in diesem Moment dein Ownership an:

  1. Entscheide dich für eine Mission für dein erstes OKR-Quartal.
  2. Brich deine Mission auf „Objectives“ herunter.
  3. Entwirf deine ersten „Key Results“, um deine Zielerreichung messbar zu machen.

Spielen wir das an einem Beispiel durch

  1. Mission: Ich möchte meine Fokusfähigkeit verbessern, um die Dinge in meinem Leben ruhiger und gelassener angehen zu können.
  2. Objectives
    1. Ich lebe in einer ausgewogenen Balance zwischen gesundem Stress und Freiraum (slack time) und fühle mich fokussierter.
    2. Sportliche Betätigung und körperliche Erholung gehört ohne große Überwindungen zu meinem Alltag
    3. Ich betreibe weniger Multitasking und lasse mich vermehrt von einem Flow-Gefühl leiten
  3. Key Results für jedes Objective 
    1.  
      • Pomodoro-Methode an mind. einem Tag pro Woche eingesetzt
      • Eine Fortbildung zum besseren Verständnis von positivem Stress (Eustress) und Selbstmanagement besucht
      • Mein eigenes kleines Bastelprojekt durchgeführt
    2.  
      • Zwei Einheiten Cardio-Sport pro Woche absolviert
      • Drei Mal pro Woche für eine halbe Stunde Yoga gemacht
      • Zwei Mal im Monat in die Sauna gegangen
    3.  
      • Einmal pro Woche für eine Stunde ohne Unterbrechungen mein Instrument geübt
      • Gesamtbildschirmzeit am Smartphone um 15 % reduziert
      • Einen Abend pro Woche gar keine Bildschirmzeit ab 18 Uhr gehabt

Die wichtigsten Werkzeuge, um dranzubleiben

Visualisierung

Gestalte ein Plakat auf einem Flipchart oder nutze eine freie Wand, um dort deine OKRs auf DIN-A4-Seiten aufzuhängen. Wenn du an deinen Key Results arbeitest und weiterkommst, mach dir dort Strichlisten oder dokumentiere deinen Fortschritt. Jeder einzelne Schritt entgegen der alten Gewohnheit wird so durch die Sichtbarmachung und den regelmäßigen Blick auf deine Ziel-Erreichung bedeutsamer.

Hilfreiche Rituale

Speichere „Check-in“, „Review“ und „Retro“ in den nächsten Monaten als feste Termine in deinen Kalender. Sie helfen dir dabei, den OKR-Prozess wirklich effektiv zu gestalten und deine Visualisierung immer in Schuss zu halten.

Beim Check-in mit dir selbst stellst du dich jeden Morgen für 5 Minuten vor deine Visualisierung und überlegst, was du heute für deine Zielerreichung tun wirst. Außerdem kannst du prüfen, ob du alles, was du schon gemacht hast, eingetragen bzw. Ergebnisse upgedatet hast. Für das Review und die Retro nimmst du dir am besten zwei Stunden am Stück Zeit und schaust auf das letzte Quartal zurück. Gehe beim Review für etwa 90 Minuten genau durch, wann du was geschafft hast, und überlege dir beispielsweise, welche Momente für dich eine besondere Errungenschaft waren. Wann hast du dich besonders gut gefühlt und warum? So kannst du nochmal genau reflektieren, was du geschafft hast, und findest vielleicht auch schon heraus, wo du dich noch weiterentwickeln möchtest.

Für die Retro nimmst du dir die verbleibende halbe Stunde und überlegst dir, was bei der Methodenanwendung von den OKRs für dich gut funktioniert hat und welche Vorgänge du für dich noch verbessern möchtest.

Verlässlichkeit gegenüber dir selbst

Ganz nach dem Motto „Auf gute Freunde ist immer Verlass.“ ist es wichtig, dir selbst ein guter Freund zu sein. Falls es dir besonders schwerfällt, dich an deine eigenen Vorhaben von Tag zu Tag zu halten, dann such dir eine:n Verbündete:n, der oder die von deinem Zielesystem weiß und den oder die du in unmotivierten oder destruktiven Momenten anschreiben oder anrufen darfst.

Titelbild: Foto von Quang Nguyen Vinh von Pexels

Agile Toolbox
OKR
Agile Prinzipien
Selbstorganisation
Jonas Riegel
March 22, 2022

Table of content

Diesen Beitrag teilen

Das könnte auch interessant sein:

Agile Prinzipien
Agile Toolbox
Projektmanagement

The Lie Behind the Parable of the Golf Balls and the Jar

Video
Change
Digitale Transformation
Hardware
Agile Organization

Agile in Industrial Automation: The Digital Transformation of Yokogawa

Versicherung
Neues Arbeiten
Führung
Agile Prinzipien
Kundenfokus

Kundenzentrierte Versicherung: Kann ein agiles Projekt die Organisation retten?

Versicherung
Change
Digitale Transformation
Agile Prinzipien
Kundenfokus

Agilität in den Vertrieb bringen – für Versicherer sinnvoll

Versicherung
Agile Prinzipien
Kundenfokus
Agile Toolbox
Produktentwicklung

BizDevOps in der Versicherungsbranche – Wie multidisziplinäre Teams wirklich besetzt sein sollten

Versicherung
Agile Prinzipien
Kundenfokus
Neues Arbeiten
Meetings

Undercover Agile für Versicherer: 5 agile Praktiken für Ihr klassisches IT-Projekt

Versicherung
Change
Digitale Transformation
Agile Prinzipien
Kundenfokus

IT-Projekte in der Versicherungsbranche – Das Rennen um die Time-to-Market

Team
Neues Arbeiten
Agile Prinzipien
Selbstorganisation
Social Skills

Umgang mit Fehlern & Diversität – Erfolgreiche agile Teams #2

Team
Neues Arbeiten
Agile Toolbox
Produktentwicklung

Das Geheimrezept von High-Performance-Teams

Team
Arbeiten bei borisgloger consulting
Agile Prinzipien
Freiwilligkeit
Selbstorganisation

Konsent und offene Wahl: 2 Prinzipien aus der Soziokratie, die jedes agile Team gebrauchen kann

Team
Neues Arbeiten
Meetings
Social Skills

Der agile Adventkalender

Team
Agile Toolbox
Scrum
ScrumMaster-Praxistipps
Agile Prinzipien

Selbstorganisation der Teams fördern: Ask the team!

Team
Agile Toolbox
Design Thinking

Who Recognizes the Truly Good Ideas?

Team
Agile Organization
Transformation

Pizza Is Not Dead, and Neither Is Agility

Scrum4Schools
Neues Arbeiten
Führung
Life
Social Skills

Trauen wir unseren Kindern mehr zu – auch in der Schule!

Scrum4Schools
Change
Agiles Lernen
Neues Arbeiten
Remote Arbeiten

Eine Scrum4Schools-Projekt-Rückschau mit Physiklehrer Ivan Topic

Scrum4Schools
Mehr Formate
Interview
Nachhaltigkeit

Mit Scrum4Schools dem Weltraum auf der Spur

Scrum4Schools
Change
Agiles Lernen

Scrum4Schools - ein Projekt nimmt Fahrt auf

Scrum4Schools
Agile Schulentwicklung
Agile Toolbox

Technik im Alltag - Scrum4Schools zu Gast in Langenzersdorf

Projektmanagement
Agile Toolbox
Scrum
Scrum-Begriffe
ScrumMaster-Praxistipps

Sprechen Sie Agile? Den klassischen Projektplan in die agile Welt überführen

Projektmanagement
Agiles Management
Agile Toolbox
Scrum
Enterprise Scrum

Das Management in Scrum

Projektmanagement
Change
Digitale Transformation

Agilität in der Logistik oder: Liefern wie Amazon

Projektmanagement
Agile Toolbox
Scrum

Meilensteine und Scrum

Portfoliomanagement
Project management

Too many projects? Portfolio management simplified

Neues Arbeiten
Mehr Formate
Agile Toolbox
Scrum
Scrum Values

Wie agiles Arbeiten die Kommunikation aus der Selbstverständlichkeit holt

Neues Arbeiten
Change
Agiles Lernen
Mehr Formate
Audio

New Learning heute für das New Work von morgen – mit Angelika Weis

Neues Arbeiten
Change
Soziale Innovation

New Work Experience 2019 – ein Erfahrungsbericht

Neues Arbeiten
Audit
Change

Agil im Audit: das Starter-Kit

Neues Arbeiten
Agile Toolbox
Scrum
Scrum4Schools
Agile Prinzipien

Scrum4Schools: Lernen für die Zukunft

Neues Arbeiten
Agile Toolbox
Scrum
Scrum Meetings
Retrospektive

Arbeiten wir uns gesund!

Neues Arbeiten
Agile Toolbox
Scrum
ScrumMaster-Praxistipps

Who should be in (agile) HR?

Neues Arbeiten
Agile Toolbox
Scrum
Scrum Values

Glauben Sie an die Seele Ihrer Firma?

Neues Arbeiten
Agile Toolbox
Scrum
Product Owner
ScrumMaster-Praxistipps

Produktivität auf Irrwegen: "Führen wir schnell mal Scrum ein!"

Neues Arbeiten
Agile Prinzipien
Selbstorganisation
Social Skills
Team

Freiwilliges Teilen von Wissen – Erfolgreiche agile Teams #5

Neues Arbeiten
Agile Prinzipien
Selbstorganisation
Social Skills
Team

Doing vs. Being Agile – Erfolgreiche agile Teams #1

Neues Arbeiten
Agile Prinzipien
Selbstorganisation
Social Skills
Team

Freude bei der Arbeit & Sustainable Pace – Erfolgreiche agile Teams #3

Neues Arbeiten
Agile Prinzipien
Selbstorganisation
Social Skills
Team

Anpassungsfähigkeit & schonungslose Offenheit – Erfolgreiche agile Teams #4

Neues Arbeiten
Remote Arbeiten
Change
Digitale Transformation
Agile Toolbox

Transformationsberatung im Remote-Modus #4: die Unternehmenskultur verstehen

Neues Arbeiten
Remote Arbeiten
Team
Mehr Formate
Workshop-Anleitung

So funktionieren eure Kreativ-Workshops auch im Remote Office

Neues Arbeiten
Change
Life
Mehr Formate
Video

Meetup mit Timo Daum: Quo vadis, Agilität?

Neues Arbeiten
Remote Arbeiten
Change
Agiles Lernen

Homeschooling – gelingt mit Gelassenheit

Neues Arbeiten
Remote Arbeiten
Change
Digitale Transformation
Meetings

Wie Sie Online-Meetings rocken 2.0: Die Einladung

Neues Arbeiten
Remote Arbeiten
Change
Digitale Transformation
Agile Toolbox

Transformationsberatung im Remote-Modus #3: Artefakte einführen

Neues Arbeiten
Remote Arbeiten
Arbeiten bei borisgloger consulting
Change
Digitale Transformation

Ein Jahr Remote-Trainings: Wie wir das „neue Normal“ erfolgreich integriert haben

Neues Arbeiten
Remote Arbeiten
Change
Digitale Transformation
Meetings

Wie Sie Online-Meetings rocken 1.0: Der gute Gastgeber

Neues Arbeiten
Remote Arbeiten
Agile Prinzipien
Selbstorganisation
Team

Das Logbuch als rasche Orientierung für verteilte Scrum-Teams

Neues Arbeiten
Remote Arbeiten
Agile Toolbox
Scrum
Scrum Meetings

Sprint Review im Home Office