In drei Schritten zur Streuobstwiese – unser erstes Biodiversitätsprojekt

Das Thema Biodiversität ist überlebenswichtig. Meine These: Wären die wahren Auswirkungen gestörter Ökosysteme greifbarer und sichtbarer, würden wir alle automatisch anders handeln – aus Angst, unsere Lebensgrundlage oder die unserer Nachfahren zu verlieren. Doch nicht nur auf den Einzelnen kommt es an, sondern insbesondere auf Unternehmen, die einen Beitrag zum Schutz der Natur (und des Lebens!) leisten sollten, anstatt leider oft weiteren Schaden zu verursachen.  

Gesagt, getan: Wie in meinem letzten Blogbeitrag beschrieben, arbeiten wir seit einiger Zeit an einem eigenen Biodiversitätsprojekt. Um andere Unternehmen zu motivieren, ein solches Projekt anzugehen, gebe ich nachfolgend einen Einblick in unsere Vorgehensweise: 

1. Möglichkeiten zur Biodiversität ausloten 

Aktuell entstehen immer mehr Angebote für Unternehmen, mit denen sie neben ihrem Kerngeschäft Maßnahmen zum Erhalt der Biodiversität umsetzen können: wahlweise als Pate von einem Teil des Amazonas, mit Projekten rund ums Bäume pflanzen oder mit speziellen Zertifikaten. Das klingt einfach, dachten wir uns. Nach einem Gespräch mit unserem Partner, der Agentur Auf!, wussten wir: ist es nicht! Da steckt Arbeit dahinter und Unternehmen müssen sich tiefer mit diesem Thema beschäftigen. Nein, man kann nicht einfach etwas Gutes tun, man muss sich die Sache genau anschauen. Zum Beispiel ist es so, dass manche Projekte zwar versprechen, Bäume zu pflanzen, die Vertragsbedingungen dann aber nicht davor schützen, dass diese Bäume in 10 Jahren gefällt werden. Oder es werden Baumarten ausgewählt, die zu den Bedingungen am jeweiligen Ort gar nicht passen. In dieser ersten Phase helfen eine umfassende Recherche und externe Beratung, um sich der Möglichkeiten bewusst zu werden und auch Anforderungen zu definieren. Uns war es zum Beispiel wichtig, ein Projekt vor Ort zu unterstützen, damit wir aktiv daran teilhaben können.  

2. Rahmenbedingungen für das Projekt festlegen 

Im nächsten Schritt haben wir konkrete Eckpunkte für unser Projekt entschieden: 

  • Wir wollen neben anderen Maßnahmen innerhalb des Kerngeschäfts unseres Unternehmens (Klimaschutz, faire Lieferketten etc.) eine konkrete Maßnahme zum Biodiversitätsschutz bzw. zur Förderung von Biodiversität umsetzen.  
  • Wir wollen "wirklich" Verantwortung übernehmen: Damit ist gemeint, dass wir nicht auf kurzfristige oder nicht-nachhaltige Lösungen schauen, sondern sicherstellen, dass die Aktion kein Greenwashing ist.  
  • Wir wollen diese Maßnahme in Deutschland bzw. rund um Frankfurt umsetzen, damit wir örtlich nah an den Partnern des Projekts sind und ermöglichen, dass unsere Mitarbeitenden sich aktiv beteiligen können. 
  • Wir wollen mit dem Projekt einen positiven Effekt auf die Gemeinschaft erzeugen (Gemeinwohl).  
  • Wir wollen darüber berichten und informieren, um andere Unternehmen zu inspirieren, selber solche Projekte zu starten.  

3. Das Vorhaben konkretisieren 

Zunächst überlegten wir, ob wir entweder ein schon bestehendes Projekt unterstützen oder ein eigenes gemeinsam mit kompetenten Partnern umsetzen. Dazu schauten wir uns verschiedene Projekte rund um Artenschutz, Waldschutz und sogar regenerative Landwirtschaft an – u.a. von NABU, WWF und lokalen Partnern. Die Wahl fiel auf ein eigenes Projekt, damit wir die Auswirkungen sicherstellen und alle dazulernen können. Unser Plan: Eine eigene Streuobstwiese. 

Warum? 

  • Der Apfel ist nicht nur symbolisch mit Hessen verbunden (unser Headquarter liegt in FFM), sondern Äpfel sind mit 21 Kilogramm Jahresverzehr pro Kopf auch das Lieblingsobst der Deutschen! (Fast) jede:r mag Äpfel. Alleine, um diese Nachfrage abzudecken, werden Äpfel mit einem hohen CO2-Fußabdruck importiert und unter Zuhilfenahme von Pestiziden produziert. Streuobstwiesen sind die umweltfreundlichere Lösung.
  • Streuobstanbau ist eine Form des Obstanbaus, bei dem das Obst mit umweltverträglichen Bewirtschaftungsmethoden auf hochstämmigen Baumformen erzeugt wird. Die Bäume stehen im Gegensatz zu niederstämmigen Plantagenobstanlagen häufig „verstreut“ in der Landschaft (Definition von NABU).
  • Dank einer Initiative des Vereins Hochstamm Deutschland e.V. wurde der Streuobstanbau sogar letztes Jahr im bundesweiten Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Und trotzdem sind die Streuobstwiesenbestände heute stark bedroht: In den vergangenen zehn Jahren sind 80 Prozent der Streuobstwiesen in Deutschland verschwunden. Und das, obwohl Streuobstwiesen zu den artenreichsten Biotopen Mitteleuropas gehören.

Wie geht es mit unserer Streuobstwiese weiter? 

Aktuell führt die Agentur Auf! eine naturschutzfachliche Auswertung bzw. Suche von (Nicht-Wald-)Flächen im Taunus durch. Geeignet bedeutet für uns: langfristig gesichert mit langjährigem Pachtvertrag für mindestens 10 Jahre. Wir hoffen, so bis Ende Februar bzw. März unser Grundstück zu finden. Im nächsten Schritt werden wir die Zusammenarbeit mit der Reha-Werkstatt Niederrad planen, die uns später auch bei der Betreuung und Pflege unterstützt.

Welche Maßnahmen gehören dazu? Wir müssen unsere Bäume auf der Wiese beispielsweise etwa 10 Meter entfernt voneinander pflanzen und die lokalen Apfelsorten auswählen (Friedberger Bohnapfel, Heuchelheimer Schneeapfel, Lippoldsberger Tiefenblüte, Goldparmäne oder Jakob Lebel). Wer weiß, vielleicht beleben wir auch alte und sogar gefährdete Sorten wieder (siehe auch die Historie der Sorte "Berkersheimer Roter"). Danach überlegen wir uns Biotopschutzmaßnahmen, die wir am Grundstück implementieren können. Die Bäume zu pflanzen, wird erst im Herbst möglich sein – also wollen wir in der Zwischenzeit eine Streuobstwiesen-Wanderung und Biodiversitäts-Lernreise organisieren. Weitere Aktivitäten wie „Erntetage“ oder Seminare zum Thema "Bäume schneiden und pflegen" sollen hinzukommen. Bei der Verwertung der Ernte denken wir an eine Zusammenarbeit mit einer Bio-Mosterei.

Bald gibt es also auch Äpfel bei borisgloger! Wir halten euch auf dem Laufenden.

Nachhaltigkeit
Biodiversität
Helene Valadon
February 21, 2022

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